Lagebericht zur Designwirtschaft anlässlich der Coronakrise

Der Vorstand des Deutschen Designtags hat am 23. März beschlossen, den bereits vorab veröffentlichten Lagebericht auch als Stellungnahme des Dachverbandes anzunehmen.

Drastische Umsatzeinbrüche 
in der Designbranche

Agenturen und Soloselbstständige brauchen unbürokratische finanzielle Soforthilfen

Die Designbranche ist mittlerweile in ihrer Gesamtheit von der Coronakrise und ihren Folgen in hohem Maß betroffen. Das gilt für die rund 360.000 Designerinnen und Designer und die etwa 60.000 Designunternehmen gleichermaßen. Im Deutschen Designtag als Dachorganisation sind die Berufs- und Fachverbände, Organisationen und Institutionen des Designs in Deutschland organisiert. In Verbindung mit diesen müssen wir konstatieren:

Die schlechten Nachrichten werden eher noch zunehmen. Für Designerinnen und Designer aller Disziplinen, von der Illustration und Typografie über die Mode- und Textilgestalter bis zum Produkt- und Industriedesign – genauso wie für Agenturen und selbst produzierende Designer – bedeuten die durch die Pandemie ausgelösten Stornierungen von Aufträgen Umsatzeinbußen in noch nicht zu beziffernder Höhe. Es trifft die gesamte Branche, sowohl Soloselbstständige, das Zwei-Personen-Studio ebenso wie mittlere und große Agenturen.

Die finanziellen Verluste entstehen, weil auftraggebende Unternehmen und Organisationen, die selbst mit Umsatzeinbrüchen, Kurzarbeit und Problemen in Liefer- und Produktionsketten konfrontiert sind, alle Kosten kürzen, die nicht zur direkten Aufrechterhaltung des Kerngeschäfts gehören. Dazu zählt jegliche Form der Unternehmens- und Produktkommunikation digital und analog genauso wie die strategische Beratung, die Begleitung von Prozessen. Die durchgehende Absage von Messen und Veranstaltungen aller Art trifft die Branche gleich doppelt: weder werden ihre Leistungen geordert noch können sie diese selbst zur Präsentation und zur Akquise oder zum Verkauf nutzen.

Über unmittelbare finanzielle Einbußen hinaus sind weitere und langfristige wirtschaftliche Schäden für den Designbereich zu erwarten – ein grundsätzliches Problem, das in den bisherigen Solidaritätsaufrufen und Hilfserklärungen kaum oder noch gar nicht adressiert wird. Denn Ausfälle beim Neukundengeschäft sowie Verzögerungen in den Abläufen führen zu mittel- bis langfristigen Verschiebungen von Aufträgen und reißen große finanzielle Löcher, bei denen noch nicht klar ist, wie, und wenn ja, wann diese wieder gefüllt werden können. Auch die Designbranche ist umfassend in Europa und international vernetzt – sowohl Kunden wie Leistungspartner, beispielsweise in der Manufaktur, sitzen nicht nur in Deutschland. Die faktische Schließung der Grenzen und Einschränkung der Reisefreiheit führt zu weiteren Umsatzausfällen.

Sollte der Krisenzustand aufgehoben werden, kehrt in der Designbranche noch lange keine Normalität. Allen Erfahrungen aus den vorhergegangenen Krisen nach konzentrieren die Auftraggeber ihre internen Ressourcen zunächst auf das Kerngeschäft, Liefer- und Produktionsketten müssen erst wieder re-installiert werden und anlaufen. Die Designwirtschaft

wird, entgegen der häufig empfohlenen Vorgehensweisen, eine der letzten sein, in die wieder Aufträge fließen. Das betrifft Agenturen ebenso wie freiberufliche Solounternehmer … Die Branche wird noch lange mit den Folgen von Corona zu kämpfen haben.

Die Designwirtschaft braucht jetzt umgehend unbürokratische und zinsfreie Kredite an all den Stellen, an denen eine Rückzahlung realistisch ist. Darüber hinaus sind Soforthilfen vonnöten, damit kleine Unternehmen und Soloselbstständige nicht im nächsten Monat die Miete für ihr Büro nicht mehr bezahlen können. Die jetzt akut entstehenden Lücken müssen zeitnah überbrückt werden.

Der Deutsche Designtag begrüßt daher die von Finanzminister Olaf Scholz angekündigten Maßnahmen gestützter Kredite, von Direktförderung in Form von Zuschüssen und unbürokratischer direkter Hilfe zum Lebensunterhalt.

Parallel dazu ist aber ein Plan unabdingbar, um die durch die absehbar langfristige Verschiebung von Aufträgen entstehende Durststrecke abzumildern. Langfristige Geschäftsbeziehungen sind gefährdet, Kunden fallen auf unbestimmte Zeit weg. Soloselbstständige Designer und Designerinnen können nicht auf Vorrat produzieren, sie können nur an einem aktuellen Auftrag arbeiten – und sollte es in einem Jahr doppelt so viele Aufträge geben, können sie ihr Arbeitspensum trotzdem nicht über ihre Kapazitäten hinaus erhöhen. Es ist also damit zu rechnen, dass nicht alle Unternehmen der Designbranche ihre Verdienstausfälle längerfristig wettmachen können. Die Branche braucht Lösungen, die es ihr erlauben, zu überleben, Strukturen aufrecht zu erhalten und so zeitnah wie möglich wieder in einen »Normalbetrieb« überzugehen …

 

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